Beschreibung der Topografie der Region:
Der Kanjirowa Hima zählt zu den am
wenigsten besuchten Regionen des Himalaya - wie alle Regionen des
westlichen Nepal. Nur am südlichen und östlichen Rand führen
Trekking-Pfade entlang. Wer die Berge von Norden sehen will, muss unter
größten Mühen Bergkämme überschreiten und sich - teilweise weglos -
durch unbekannte enge Täler quälen. So wie der Kanjirowa Himal selbst
ist auch die Region nördlich bis zur tibetischen Grenze vollkommen
unbewohnt. Es wäre ein großer Zufall, wenn man dort auch nur einem
einzigen Menschen begegnen würde. Vielleicht lockt die Aufgabe, die
nördliche, schwierige Variante des Great Himalaya Trail (GHT) zu
bewältigen in Zukunft
einige unerschrockene Trekker auf
diese Route abseits jeglicher Zivilisation. Ins Innere der relativ
kleinen Gebirgsgruppe führt ebenfalls keinerlei Trekking-Pfad.
Entsprechend selten ist gutes Fotomaterial und entsprechend schwer war
es, das Gebirge vollständig zu beschreiben. Hinsichtlich "Nahaufnahmen"
gibt es ein paar Lücken, welche die Besucher dieser Seite verzeihen
mögen. Ergänzendes Material ist hochwillkommen.
Der Kanijirowa Himal ist eine relativ kleine
Bergruppe nordwestlich des Dhaulagiri Himal und westlich des Upper Dolpo. Im
Norden und Nordwesten liegen die noch weniger bekannten Berge entlang der Grenze
zwischen Nepal und China. Im Süden und Westen geht das Gebirge in die
niedrigeren Regionen der Vorberge des Himalaya über. Nur im Osten grenzt das
Gebirge an eine weitere hoch gelegene Region, an Upper Dolpo. In diesem Übergang
liegt der wunderbare Hochgebirgssee Phoksumdo Tal auf 3600 m. Dort entlang führt
auch der bekannteste Trek von Juphal nach Norden in die Region des Upper Dolpo.
An der Südvariante des GHT liegen die größeren Siedlungen Juphal und
Jumla mit ihren kleinen Flughäfen, den Startpunkten für die wenigen Bergsteiger
und Trekker, welche den Kanjirowa Himal als Ziel gewählt haben. Zwischen Jumla
im Südwesten und Juphal im Südosten verläuft eine Trekking-Route entlang des
Südrandes des Gebirges, die leichte Südvariante des GHT. Im östlichen Teil
dieser Strecke sollte die Variante über den 5115 m hohen Pass Kagmara La gewählt
werden, weil man dort den hohen Gipfeln näher kommt und den wunderbaren
Hochgebirgssee Phoksumdo Tal in die Tour einschließen kann. Vom See aus erreicht
man über den 5330 m hohen Nangdalo Bhanjyang die Region Upper Dolpo. Die Runde
der Sechtstausender des Gebirges hat nur nach Süden eine Öffnung, das Tal
des Jagdula Khola. Wer die einschlägigien Landkarten studiert, stellt aber fest,
dass auch durch dieses Tal keine Route ins Zentrum führt, zumindest keinen
ausgewiesener Pfad, der zu einem Ziel führen würde. Wie bei den meisten
Flussläufen des Himalaya ist auch der Unterlauf des Jagdula tief eingeschnitten
und lässt keinen Platz für einen gangbaren Weg. Wer ins Zentrum mit den höchsten
Gipfeln vorstoßen will, muss sich hoch oben am westlichen Abhang des Tales einen
Weg suchen und zuletzt noch einen 5150 m hohen Pass überqueren, um an den
Oberlauf des Flusses südwestlich des Kanjirowa South, des mit 6883 m höchsten
Gipfels, zu gelangen.
Von Westen oder Osten führt kein gebahnter Weg
ins Gebirge; hier wären dann auch schwierige Eisflanken zu bewältigen. Im Norden
ist das Gebirge noch abweisender. Von seinen Kämmen stürzen steile Gletscher und
Täler hinunter zum tief eingeschnittenen Fluss, der im Osten in den Bergen
zwischen Upper Dolpo und Mustang entspringt und sich im Westen schließlich unter
dem Namen Mugu Karnali mit dem Humla Karnali zum Karnali Nadi vereint. Der
Verlauf dieses Flusses ist wahrhaftig ungewöhnlich, verläuft er doch weit von Osten nach Westen zwischen den dortigen zwei hohen Gebirgszügen des Himalaya, bis er
endlich den Weg aus dem Gebirge heraus findet. Wie häufig in Nepal wechselt der
Name des Flusses mehrfach auf dem Weg von der Quelle bis zur Mündung. Im Bereich
des Kanjirowa Himal liegt die Sohle des Tales auf Höhen zwischen 3300 und 2700
m. Eine gangbare Route dort entlang gibt es nicht. Eine einzige Route führt vom
abgelegensten Ort in Upper Dolpo, Pho, hinauf auf einen Bergkamm zwischen 5000
und 5600 m Höhe, von dort hinunter ins Tal des Swaksa Khola, über den 5380 m
hohen Yala Bhanjyang in der Nähe der tibetischen Grenze ins weglose Tal des
Chyando Khola, wieder hinauf zum 5140 m hohen Chango Bhanjyang und von dort
durch das Tal des Chham Khola zum Mugu Khola, wo im Ort Mugu erstmals wieder
Menschen angetroffen werden.
Nicht nur das Vordringen ins Zentrum des Gebirges
ist schwierig, auch das Umrunden macht große Mühe und erfordert Mut zu Mühen und
Qualen. Die Beschreibung beginnt mit dem Zentrum des Gebirges (Abschnitt A) und
setzt sich dann fort mit den Ansichten von außen, beginnend in Jumla im
Südwesten entlang des Südrandes nach Osten (Abschnitt B) und fortgesetzt mit
Ansichten von Osten (Abschnitt C), von Norden (Abschnitt D) und von Nordwesten
(Abschnitt E).
A. Ins Zentrum des Gebirges
Das Tal des Jagdula Khola führt von Süden nach
Norden ins Zentrum des Gebirges. Der letzte bewohnte Ort ist Hurikot in 2680 m
Höhe. Eine kurze Strecke folgt der Weg dem Talboden, ab der Einmündung des
Garpup Khola von Osten wird der Talgrund aber unbegehbar. Man muss am Westabhang
des Tales hoch hinaufsteigen und schließlich sogar einen 5150 m hohen Pass
überqueren, um den Oberlauf des Flusses zu erreichen, um den sich die höchsten
Gipfel des Gebirges gruppieren. Das Gehen an den steilen Grashängen ist sehr
anstrengend; hinzu kommt der große Höhenunterschied. Streckenweise findet man
ausgetretene Pfade, oft muss man sich aber auch als wahrer Pfadfinder betätigen.
Der große Höhenunterschied bedingt einige Zeltlager, bevor der höchste Punkt
über dem Oberlauf des Jagdula Khola zwischen den Peaks 5401 und 5369 erreicht
ist. Das auf halbem Weg von Nordwesten einmündende Tal des Pani Palat Khola
eröffnet den Zugang zu einigen Gipfeln an dessen südwestlicher Begrenzung.
Hier ging auch Herbert Tichy, der Erstbesteiger des Cho Oyu, als er im Jahr 1953
die unbekannten westlichen Regionen von Nepal erkundete. Mit dem Sherpa Pasang,
ebenfalls Erstbesteiger des Cho Oyu, erreichte er den Gipfel des Peak 6045 (Dudh
Kundali). Leider stehen mir von diesem Tal nur einige kleinformatige Bilder von
Paulo Grobel zur
Verfügung, die aber dennoch (Bilder Nr. 5 bis 10 ohne Vergrößerung) hier gezeigt seien:
(Hinweis: zu den Bildern 5 bis 10 gibt es keine
hinterlegten größeren Versionen.)
(5) Blick aus
dem Tal des Pani Palat Khola in ca. 4200 m Höhe nach Nordosten
zum Kasi
Dalpha (6386 m) und Peak 5905
Bild Nr. 47
zeigt den Kasi Dalpha von Norden.
Foto:
Paulo Grobel
(6) Blick vom
Dudh Kundi Tal (4640 m) nach Südwesten zum Peak 6045 (Dudh Kundali)
Foto: Paulo Grobel
(7) Blick vom Gipfel des Peak 6045 (Dudh
Kundali) nach Südosten
zur Gipfelkette des Latan Lek
Zum Latan Lek gehören auch die Gipfel, die auf den Bildern Nr.
22 und 23 zu sehen sind
- dort von der Südwestseite.
Foto:
Paulo Grobel
(8) Blick vom Gipfel des Peak 6045 (Dudh
Kundali) nach Nordosten
mit Kanjirowa South (6883 m), Peak 6281,
Tsho Karpo Kang (6556 m) und Tripura Thumba (6553 m)
Die
letzeren beiden Gipfel zeigt auch Bild Nr. 11.
Zu Füßen
liegt der See Dudh Kundi. Zwischen dem Tal des Pani Palat Khola im
Mittelgrund
und dem Kanjirowa South liegt noch ein Höhenrücken mit
einigen Sechstausendern,
der sich in diesem Foto nicht vor dem
Hintergrund abhebt.
Foto:
Paulo Grobel
(9) Blick zurück vom Übergang ins nächste
Seitental
Zu Füßen liegt das Tal des Pani Palat Khola.
Im
Hintergrund links der Bildmitte steht der Peak 6045 (Dudh Kundali),
den
das folgende Bild vergrößert zeigt.
Foto: Paulo
Grobel
(10) Peak 6045 (Dudh Kundali) von Osten
Foto: Paulo Grobel
Ab hier sind die Bilder wieder im
Großformat hinterlegt!
Vom Höhenrücken, von dem Bild Nr. 9 aufgenommen
wurde, geht der Blick nach Nordosten das Jagdula-Tal hinauf zu den Gipfeln
östlich des Kanjirowa South:
(11) Blick vom Übergang aus dem Tal des
Pani Palat Khola nach Nordosten
zu den Gipfeln des Tripura Thumba
(6553 m)
Links sind die Erhebungen im langen Westgrat des Tsho
Karpo Kang zu sehen.
In der vorderen Bildmitte kommt von links der
Oberlauf des Jagdula Khola.
Um dieses obere Talbecken zu erreichen,
muss links - außerhalb des Bildrandes -
ein 5150 m hoher Pass ersteigen
werden.
Foto:
Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
Wenn der Höhenrücken, von dem Bild Nr. 9
aufgenommen wurde, überquert ist, folgen wiederum steile Grashänge im
folgenden kurzen Seitental, bis es schließlich steil und weit hinauf zum
Pass 5150 zwischen den P 5401 und P 5369 geht. Dann folgen 1000 m Abstieg
zum Talgrund. Dieses Innere zu Füßen der hohen Gipfel ist also wahrhaftig
nur unter großen Mühen zu erreichen. Aber von den umliegenden Hängen und
Gipfeln blickt man auf eine imposante Gipfel- und Gletscherwelt. Am meisten
beeindruckt natürlich der höchste Berg des Kanjirowa Himal, der Kanjirowa
South, 6883. Der Berg wurde erstmals im Jahr 1970 von einer japanischen
Expedition bestiegen.
(12) Blick aus ca. 5300 m Höhe am Westhang
des oberen Jagdula-Tales nach Ost-Nordost zum Kanjirowa South (6883 m) und
seine Trabanten
Foto:
Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
Am Westrand des Gipfelrunds, südlich des Kade
Hiunchuli, steht ein 6036 m hoher Gipfel, der sich für erfahrene
Bergsteiger als Aussichtspunkt anbietet:
(13) Blick von Ost-Südosten zur
Gipfelkette unmittelbar südlich des Kade Hiunchuli.
Die
folgenden Bilder Nr. 14 bis 20 sind vom Aufstieg und vom Gipfel des Peak
6036 aufgenommen.
Foto:
Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
(14) Blick vom Aufstieg zum Peak 6036 nach
Südosten
zum Kanjirowa South (6883 m) und Jagdula Lek
Foto:
Paulo Grobel
(15) Blick vom Aufstieg zum Gipfel des
Peak 6036
Foto:
Paulo Grobel
(16) Blick vom Aufstieg zum Peak 6036 nach
Ost-Nordost
zum Kanjirowa North (6289 m)
Foto: Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
(17) Blick vom Aufstieg zum Peak 6036 nach
Südosten
zum Dhaulagiri Himal und zum Lashamma (6412 m)
Foto: Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
(18) Blick vom Aufstieg zum Peak 6036 nach
Ost-Südosten
zum Kanjirowa North (6289 m), Kanjirowa South (6883 m),
Kanchauni Lek (6444 m),
Dhaulagiri Himal und Lashamma (6412 m)
Foto: Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
(19) Blick vom Aufstieg zum Peak 6036 nach
Norden
zum Kade Hiunchuli (6627 m) und Patrali (6521 m)
Es ist strittig, welcher der drei nahe beieinander liegenden Gipfel der
Patrali sein soll.
Foto: Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
(20) Blick vom Gipfel des Peak 6036 nach
Süden
zum Kasi Dalpha (6386 m) und Bijora Hiunchuli (6111 m)
Die Bilder Nr. 47 und 48 zeigen ebenfalls die hier
sichtbare Nordflanke des Kasi Dalpha
und des Bijora Hiunchuli, dort
aber vom Chaudabis-Gletscher zu Füßen der Wand.
Der ganz links
sichtbare Patan Hiunchuli ist ein isoliert stehender Berg westlich des
Dhaulagiri Himal.
Foto: Paulo Grobel;
Beschriftung: Günter Seyfferth
Wir wenden uns nun den Sichten aus der Umrundung
des Kanjirowa Himal zu, beginnend im Süden und fortgesetzt nach Osten,
Norden und Nordwesten.
B. Ansichten am Südrand zwischen Jumla und Juphal
Es gibt keine klare Präferenz, ob man die
Südroute auf dem GHT von Westen nach Osten (von Jumla nach Juphal) oder von
Osten nach Westen (von Juphal nach Jumla) gehen sollte. Hier wird die Bildfolge
von Westen nach Osten gewählt, und entgegen der Richtung des Uhrzeigers folgen
auch die weiteren Sichten von Osten, Norden und Nordwesten.
(21) Blick von den
Vorbergen des Kanjirowa Himal im West-Südwesten östlich des Gidi Khola nach
Ost-Nordosten zu den westlichen Gipfeln des Kanjirowa Himal
Foto: Felix Kugele; Beschriftung: Günter Seyfferth
Von Jumla nähert man sich dem Gebirge durch das Tal des
Ghar Khola. Am Talende führen die Übergänge entweder über den Bharbare Lagna
(4297 m) oder über den Maure Lagna (3920 m) ins Tal des Jagdula Khola. Beim
letzten bewohnten Ort Hurikot wechselt der Fluss seinen Namen in Bheri Nadi. Die
erste nennenswerte Sicht hat man vom Maure Lagna:
(22) Blick vom Maure Lagna (3920 m) nach
Nordosten zu den Gipfeln des Latan Lek
am Südwestrand des Kanjirowa Himal.
Der Gipfel links mit der Höhe 6045 m wurde erstmals im Jahr 1953 von Herbert
Tichy und Pasang bestiegen, beschrieben in Tichy's Buch "Land der namenlosen
Berge".
Der Berg ist auf den Bildern Nr. 9 und 10 von Osten zu sehen.
Bild Nr. 46 zeigt ihn von Nordwesten.
Die gesamte Bergkette
von Nordwesten zeigte Bild Nr. 20.
Foto: unbekannt; Beschriftung: Günter Seyfferth
(23) Blick vom Maure Lagna (3920 m) nach
Nordosten zu den Gipfeln 5780 und 5777
des Latan Lek am Südwestrand des
Kanjirowa Himal.
Diese beiden Gipfel sind auf Bild Nr. 22 hinter den
Gebetsfahnen zu erkennen.
Foto: unbekannt
Der Ort Hurikot (2680 m) ist der Anfangspunkt der
Expeditionen, welche durch das Tal des Jagdula Khola in das Zemtrum des Gebirges
aufbrechen. Dieser Bereich ist im Abschnitt A beschrieben. Wir folgen hier dem
Jugdula Khola aber nur bis zur Einmündung des Garpup Khola und steigen dieses
Tal hinauf zum Kagmara Bhanjyang, dem Pass mit 5115 m Höhe, der nach Osten
hinüber ins Tal des Pugma Khola und weiter zum Phoksumdo Tal führt.
(24) Im Tal des Garpup Khola auf ca. 3900 m Höhe
mit Blick talauswärts nach Südwesten
Der Höhenzug südlich des Tals
(links) trägt den Namen Paile Himal, der Höhenzug nördlich
des Tals (rechts)
heißt Dhuaune Lek. (In der Landkarte sind solche Bezeichnungen bewusst
weggelassen, weil sie die Lesbarkeit der Karte beeinträchtigen würden.)
Foto:
Jean Claude Latombe
(25) Im Tal des Garpup Khola in ca. 3950 m Höhe
mit Blick nach Nordosten
Der Pass Kagmara Bhanjyang befindet sich
rechts von Peak 5362.
Foto: unbekannt; Beschriftung: Günter Seyfferth
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